Es gibt auffällige verkehrsflußtechnische Eigenheiten in jeder größeren Stadt dieses Landes.
In Berlin bespielsweise sind auf die Straße gepinselte Fahrtspuren nicht mehr als eine Orientierungshilfe. Da wird der Fahrradweg gern mal kurz zur dritten (Abbiege-)Spur oder aus drei Spuren auf der Kreuzung kurzerhand vier. Platz ist dabei nebensache.
In Ludwigsburg (/Stuttgart) sind Haltelinien an Ampeln der schwache Punkt: Die werden in der Fahrschule wahrscheinlich falsch unterrichtet, so dass jeder Ludwigsburger Autofahrer annimmt, man müsse mit den Hinterrädern auf dem Halststreifen stehen, nicht mit den Vorderrädern.
Und in Leipzig?
Hier gelten Ampeln nicht als Signal- sondern Empfehlungsanlagen.
Rot bedeutet hier nicht „Stop“, sondern „Ich empfehle du hälst an“. Diese Auslegung zumindest ist die einzige Erklärung für die in Leipzig gängige Praxis, das nach dem Umschalten auf Rot immer noch drei Autos über die Ampelsignal hinweg fahren. Auch diese weiß-grün lackierten Autos.
So, musste mal raus.
… oh, und noch etwas:
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich dieses kleine Zusatzschild zum grünen Pfeil an Ampeln in westlichen Kommunen witzig finde? Mindestens so witzig, wie die neuerliche Diskussion um den Erhalt, die mit dem jetzt ultimativen Argument tot geschlagen werden soll, der grüne Pfeil würde den CO2-Austoß vermindern.
Tatsächlich, und das reicht doch bereits, ist das Ding aber nur ungemein praktisch.
Die viel wichtigere Besonderheit im Leipziger Straßenverkehr ist doch aber wohl das Ignorieren von Fahrtrichtungsschildern. Das ist auch notwendig, da es in Leipzig nur drei Kreuzungen gibt, bei denen man links abbiegen darf. Legendär ist die Strecke am Schleußiger Weg richtung Westen. Ist man an der B2 vorbei und hält sich an die Schilder, kann man erst wieder in Frankreich links abbiegen oder wenden.
—–
Naja gut, das ist eher ein Zwangsverhalten (kenn ich ja selbst und hab dafür schon Unsummen bezahlt). Fahr mal aus der Stadt kommend in nach Eutritzsch und versuch links abzubiegen …
Da gibt es denke ich unzählige Variationen dieser „Links darfst Du hier nicht lang“-Straßen in L.E. … Dadurch allerdings bedingt ist das „verkehrswidrige Linksabbiegen“ wie gesagt eher ein Zwangsverhalten. Sonst kommst ja nie dahin, wo Du hin willst.
(Mein letztes zu bezahlendes „Links darf ich nicht, mach es aber trotzdem“-Abbiegen habe ich an einem besonders sinnigen Schild vorgenommen, an dem man nach rechts und geradeaus, nicht aber nach links durfte …)
… da fällt mir noch ein: In Leipzig kommen einem auch gern Autos in Einbahnstraßen entgegen. Sehr beliebt die Straße vor der Thomaskirche 🙂
Dass in Leipzig nach dem Umschalten auf Rot noch drei Autos fahren, kommt doch nur daher, weil alle wissen, dass es bis zum nächsten Grün wieder ewig dauert. Leipzig hat sein Jahren ein Problem und das heißt: Sinnlos-Ampeln und ewige Totzeiten. Gestern erst wieder erlebt. Da stehst Du an einer Ampel und in alle Richtungen ist Rot. Keiner darf fahren. 20 Sekunden. Da fragt man sich: Was soll das. Da ist es nicht verwunderlich, dass ich lieber noch bei Rot drüberjage, als dann am Ende sinnlos rumzustehen und mich darüber zu ärgern, dass im entsprechenden Amt offenbar unfähige Leute sitzen, die mir meine Zeit stehlen.
Ich habe die Unfähigkeit, eine grüne Welle zu programmieren, in noch keiner anderen Stadt so krass erlebt wie in Leipzig. Hier klappt die grüne Welle allenfalls auf dem Innenstadtring. Und auch nur bedingt. Sobald eine Straßenbahn mal wieder die Kreuzung zuparkt, einfach weil sie es ob ihrer Länge kann, dann stehst Du als Autofahrer da und möchtest den tumben Fahrer am liebsten an seinem hässlichen Sakko aus der Bahn zerren.
So, musste mal raus.
Was den Pfeil anbelangt: Hab ich auch gelesen. Und ich unterstütze alles, was den Verkehr schneller macht. Der grüne Pfeil ist nu ein Beispiel von vielen.
Die Unfähigkeit grüne Wellen zu prgrammieren kann man auch in Ludwigsburg ganz gut erleben, aber stimmt, in Leipzig ist das auch nicht ohne … Drei Ampeln auf einem Kilometer und wenn man 50 fährt hält man an jeder weil sie gerade auf rot schaltet 🙂
Da ist Gera z.Bsp. vorbildlich: Da kommst Du in einer einzigen grünen Welle durch die gesamte Stadt …
Ein weitere Besonderheit im Verkehrsverhalten besteht darin, dass hier am grünen Pfeil einfach durchgefahren wird. Selbst wenn ein Polizeiauto in der Nähe ist (die tun es vermutlich gleich). Wer hier in Leipzig am grünen Pfeil auf die Eisen steigt, provoziert einen Auffahrunfall.
Vergleiche zu z.B. Potsdam: Fahrzeugstopp an weisser Linie, zwei Sekunden Warten, langsames Abbiegen. Liegt aber vielleicht daran, dass die dortige Polizeischule Tag und Nacht auf Zack ist.