Jetzt wird es privat. So privat, wie schon lang nicht mehr …
Spreeblick hat vier Väter über ihre Kinder befragt. Und ohne die Antworten der gelesen zu haben, beantworte ich diese Fragen auch einmal.
Nicht weil ich wichtig wäre, sondern weil sie gut sind. Und weil die Antworten darauf in 6 Jahren oder in 12 ganz interessant sein könnten.
Vorab noch: Wir haben zwei Kinder. Er ist Jahrgang 2001 (April) und seit 3 1/2 Wochen in der Schule. Sie ist Jahrgang 2006 (Januar) und seit 7 Wochen im Kindergarten.
Ist das Kind finanziell zu stemmen? Wieviel kostet ein Baby im Monat?
Ja, kein Thema. Was es kostet habe ich bisher nie ausgerechnet.
War das Kind geplant?
Beim ersten haben wir es drauf angekommen lassen, das zweite war nicht geplant. Das sollte ein Kind aber nicht in eine Existenzkrise stürzen, wenn es sowas erfährt. Kaum ein Kind ist ein wirkliches Wunschkind heute 😉
Welche Bedingungen müssen stimmen, um ein Kind zu bekommen? Ich meine nicht Fruchtbarkeit und Geschlechtsverkehr.
Man muss sich verstehen, füreinander dasein und jede Menge Verständnis füreinander aufbringen.
Wie haben eure Eltern reagiert auf die Entscheidung?
Habe ich verdrängt. Vielleicht besser so 😉
Wolltet ihr einen Jungen oder ein Mädchen? Warum?
Das war egal. Einen Jungen-Namen hatten wir allerdings erst nach 7 1/2 Monaten, der Mädchenname stand sehr schnell fest. Jetzt sind es ein Junge und ein Mädchen, perfekt.
Haben eure Partnerinnen euch während der Schwangerschaft tyrannisiert?
Ja! Aber da muss Mann durch: Sie hat die Tritte, Schmerzen und Lasten. Er das Gemecker … Dafür musste sie zusätzliche meine spöttischen Witze und bei der ersten Schwangerschaft das zuweilen akute Uninteresse daran ertragen. Da war meine Partie weit einfacher.
Wart ihr bei der Geburt dabei?
Nein, weder beider Ersten, noch der Zweiten.
Ich bin aber nicht böse. Sie vielleicht auch nicht mehr … Beim Zweiten hatte ich wenigstens die gute Ausrede des Baby-Sitters …
War die Geburt das wichtigste Ereignis in eurem Leben?
Die Geburt nicht. Die Jahre danach: Ja.
Hättet ihr das ausgehalten?
Nie, ich bin ein Weichei.
Was sagt eure Partnerin: die schlimmsten Schmerzen, die sie je hatte?
Nein. Die Wurzelbehandlung beim Zahnarzt war schlimmer.
Arbeitet die Mutter des Kindes?
Nebenbei, ja. Demnächst wieder Vollzeit an der Uni.
Ist das Kind für euch oder für die Frau ein einschneidenderes Erlebnis?
Definitiv. Selbst als ausgewogene Eltern ist der Kind das Fakt, um das sich für eine handvoll Jahre erstmal alles dreht. Ab vier Jahren wird es ein wenig entspannter …
Verbringt ihr genug Zeit mit dem Kind? Oder zuviel?
Ich glaube eher zu wenig. Aber noch immer mehr, als vielleicht so manch andere Eltern. Schließlich arbeite ich zuhause und bin da. Qualitativ denkt man am Ende eines Tages trotzdem manchmal: Heute hätte ich mehr machen können mit ihm/ihr. Aber es könnte schlimmer sein …
Wollt ihr weitere Kinder?
Reichen denn zwei nicht?! 😉
Nach dem ersten stand fest: Wir wollen noch eines. Die Kleine rückte nur zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt an (Frau hatte gerade Uni begonnen, ich die Selbständigkeit angeschoben …). Geschafft haben wir es trotzdem. Zwei aber sind genug. Wirklich.
Was vermisst ihr am meisten, seitdem das Kind geboren wurde?
Das „in den Tag leben“. Also mal einen vormittag im Bett zu verbringen oder Abends um 10 zu beschliessen ins Kino zu gehen oder einen Spaziergang zu machen. Das gibt man auf.
Folgt ihr irgendeinem Erziehungsmodell oder entscheidet ihr von Fall zu Fall?
Ich kenne kein Modell, außer Montessori. Und das ist eines, welches wir sicherlich nicht befolgen. Wir haben eine gesunde Mischung aus autoritärer und anti-autoritärer Erziehung inklusive Aufmerksamkeitswidmung für die Kinder. Sprich: Man kann über vieles reden, aber nicht Alles. Dazu kommt gesunder Menschenverstand und eine Portion Erinnerung: Wie war so eine Situation für mich als Kind?
Habt ihr Pläne für euer Kind?
Nein. Sie sollen gesund bleiben und ihren Weg finden. Ich habe am eigenen Leib gemerkt das von Eltern vorbestimmte Pläne Blödsinn sind … Natürlich lenkt man zum Teil. Und eigentlich sollen sie die beiden das erste Kanzler- und Bundespräsidenten-Geschwisterpaar werden. Aber er will lieber Geheimagent mit Schauspieler-Deckidentität werden. Und sie im Moment noch nichts … Na, mal sehen …
Wen mag das Kind lieber? Euch oder seine Mutter?
Er: Mich. Sie: Mama.
Das dreht sich immer mal … In seinen Augen bin ich der Nachgiebigere, weshalb ich da meistens besser abschneide als Mama. Und die Kleine hat derzeit eh Schwierigkeiten mit mir, weil ich 14 Tage weg war. Das sind Jahre für 1 1/2jährige. Da bin ich ein paar Tage abgeschrieben 😉
Unterm Strich denke ich aber haben uns beide gleichlieb und würden sich ungern von irgendwem trennen.
Schon mal richtig in Panik gewesen, weil das Kind gehustet hat?
Nein. Nicht wegen Husten. Wegen anderer Unfälle oder Mutproben der Kleinen durchaus … Grundsätzlich bin ich da aber der Besonnenere von uns.
Wie war die erste Nacht mit einem Baby in der Wohnung?
Seltsam. Sehr. Sowohl beim Großen als auch – nach fast fünf Jahren dann – bei der Kleinen. Das war so unreal. So unglaublich. So süß.
Schonmal bereut, ein Kind bekommen zu haben?
Bereut, nein. Bedauert, dass man ein paar Einschränkungen hinnehmen muss: Ja. Aber diese Reue, die die Frage impliziert nein, noch nicht.
Wie hat sich die Beziehung zu eurer Frau geändert?
Die Romantik leidet, die Zweisamkeit leidet. Der Sex leidet.
Aber man rafft sich zusammen. Kommt sich auf anderen Ebenen näher.
Und unterhält sich über Windelinhalte und Pickelchen. Themen die man vorher nun wirklich nicht erläutern wollte …
Man genießt denke ich die paar Stunden mehr, die man jetzt weniger hat.
Seid ihr wie eure Väter?
Ich bin sicherlich so sturköpfig wie mein Vater und so nachsichtig wie er seinen Enkeln gegenüber. Aber ich bin auch emotionaler gegenüber meinen Kindern als er. Und mehr für sie da. Bedeutet nicht, dass er ein schlechter Vater war oder ich besser bin. Bedeutet nur, das ich vielleicht mehr Zeit habe, und ein paar Dinge anders machen will, als seine Generation. Das empfinde ich als nur natürlich.
Welche Fehler deiner Eltern wollt ihr nicht machen?
Ich habe keine Liste mit Fehlern, aber durchaus mit peinlichen Situationen oder allgemeinen Dingen die mir wichtig gewesen wären oder fehlten. Die will ich besser machen. Aber es sind denke ich immer auch Generationen- oder Zeitenfrage. Vielleicht kann ich in 10 Jahren nicht anders agieren, weil es meine Zeit einfach nicht zulässt?! Wir werden sehen, es gibt aber durchaus einige Punkte die ich gern anders machen will …
Verwöhnt ihr das Kind?
Was ist „verwöhnen“? Mit Spielzeug überhäufen? Nein, eher nicht.
Mit Aufmerksamkeit, Lob und Nähe? Ja, durchaus. Kommt immer auf die Zeit und den Umstand an … Generell aber würde ich sagen: Sie werden verwöhnt, allerdings nicht in einem zu dicken Umfang.
Geht ihr euren Freunden mit Kindergeschichten auf die Nerven?
Nein, ich denke nicht … Obwohl die meisten eh auch Kinder haben und wir uns dann gegenseitig mit Kindergeschichten auf den Keks gehen. Ausgleichende Gerechtigkeit also.
Ich kann aber durchaus auch einen Abend verbringen, ohne über die Kinder zu sprechen.
Oder habt ihr nur noch Freunde mit Kindern und merkt gar nichts mehr?
Dito. Siehe oben.
Seid ihr gute Väter?
Ich denke ich könnte noch besser sein. Unter allen Umständen aber versuche ich ihnen ein guter Vater zu sein. Das bedeutet nicht perfekt zu sein, sondern vor allem da zu sein, Zeit mit ihnen zu verbringen und auch mal zu sagen: „Ich hab Dich lieb“. Etwas, das ich von meinem Vater nicht wirklich gehört habe.
Wie hat euch das Kind verändert?
Es werden zum Teil andere Dinge wichtig, ich plane heute etwas langfristiger und schaue mehr auf die Uhr. Ich bin belastbarer und habe meine Multitasking-Fähigkeiten ausgebaut. Die zwei sind wichtiger als alles andere … Klingt sehr kitschig, ist aber schon so.
Seid ihr konservativer geworden?
Politisch: Nein. Unter der Sicht des „Spießertum“: Ja, durchaus.
Man fährt Kombi, tut auch mal ein wenig Geld zur Seite und plant mehr. Das ist konservativ. Etwas, um das man mit Kinder eigentlich kaum umherkommt.
Dazu kommt eine ordentliche Portion Zynismus gegenüber anderen Eltern und selbst Kindern. Nicht offen, aber irgendwie muss man sich über die Ansammlungen von Eltern und Kindern bei Feiern, Einschulungen und dergleichen ja hinweg retten.
Wie ist euer Verhältnis zu den anderen Eltern auf dem Spielplatz?
Nicht anders als zu anderen Menschen auch: Da entscheiden Sympathie und Antipathie. Auch gegenüber den Kindern.
Der Kontakt zwischen Vätern ist meist aber eher „männlich“: Schweigen. Der zu Frauen oder als Komplettfamilie hingegen normal …
Spreeblick hat eine zweite Welle von „praktischen“ Fragen angekündigt. Na mal sehen … —–