Zwanzig Jahre ist es in diesem Jahr her, dass Menschen in der damaligen DDR auf die Straßen gingen und mehr Freiheiten forderten.
Zwanzig Jahre ist es in diesem Jahr her, dass aus “Wir sind das Volk” als Leitspruch der friedlichen Demonstrationen gegen den Staatsapparat der Ruf “Wir sind ein Volk” wurde.
Zwanzig Jahre ist es in diesem Jahr her, dass aus einem getrennten Volk ein wiedervereinigtes Volk wurde.
Zwanzig Jahre allerdings wird es wohl auch noch dauern, bis zwischen Ost und West ein Maß an gegenseitigem Respekt und einigermaßen vorurteilsfreiem Miteinander entstanden ist.
Oder?
Zwanzig Jahre ist mein Bruder heute. Mit dem Geburtsdatum November 1988 wuchs er als geborene DDR-Bürger in einem wiedervereinigtem Deutschland auf. Einem Deutschland, das unser Vater noch vereinigt, dann getrennt und schließlich wiedervereinigt sah. Einem Deutschland, dessen Teilung auch unsere Familie betraf und in dem heute dank dieser Teilung noch immer ausreichend Vorurteile zwischen den Menschen eines gemeinsamen Staates herrschen.
Deutsche aus den alten Bundesländern sind eingebildet, faul und vermögend.
Deutsche aus den neuen Bundesländern sind dumm, faul und arm.
Aber es gibt auch ein Deutschland jenseits von Hartz IV-Vorurteilen und SED-Nachfolgeparteienstreit.
Ich habe eine Idee für ein Projekt: Ein Portal / Weblog / Magazin auf dem Wiedervereinigungsgeschichten gesammelt werden. Geschichten die sich um Menschen drehen und was die Wiedervereinigung Deutschlands für sie bedeutet. Gesammelt als Geschichten, Collagen, Videos. Alles unter einer freien Lizenz.
Es geht nicht darum eine Website zu schaffen, auf der 1000 Menschen jammern. Vielmehr soll es ein Zeichen sein. Eines an die Menschen vor allem, die zwanzig Jahre nach der dem Zusammenbruch der DDR noch immer mit unserem gemeinsamen Schicksal hadern. Eines vor allem an die Menschen, die noch immer von dummen Ossis und naseweisen Wessis sprechen.
“einig-sein.de” wäre eine mögliche Adresse.
einig-sein, dass wir ein gemeinsames Deutschland sind.
einig-sein, dass die friedliche Revolution der DDR für beide deutschen Staaten, trotz aller Widrigkeiten, etwas Gutes hatte.
Daran zumindest glaube ich. Als Mensch, der in Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt gelebt und gearbeitet hat. Als Mensch, dessen Kinder in Thüringen, Baden-Württemberg und Sachsen zur Welt kamen.
Was denkt Ihr? Würde solch ein Projekt Sinn machen? Fände sich jemand für ein Design? Würdet ihr für solch ein Projekt “werben”?
*) Nein, dies ist nicht das Projekt mit dem ich – wie hier erwähnt – derzeit beruflich schwanger gehe, das hier wäre eine rein private Sache.
ich persönlich wäre davon nicht wirklich begeistert. die wende war nie groß in meinem bewußtsein und ich würde mal bezweifeln, dass genug hochqualitative einsendungen zusammenkommen. ich les lieber „da war mal was“ von flix und das reicht (was das internet anbelangt) auch.
sorry, ist meine sicht.
Hallo Thomas,
ich denke, dass die Plattform wohl innerhalb kürzester Zeit voll mit Pöbeleien und weiteren Vorurteilen wäre. Aber vielleicht zeigen sich auch interessante Geschichten rund um das Leben in der DDR, während des Mauerfalls und danach.
Einen Bericht (auf einer Plattform mit der Möglichkeit zum Diskutieren und Nachfragen) über die Sprengung der Paulinerkirche 1968 in Leipzig fände ich zum Beispiel wahnsinnig interessant.
Aber hier geht’s zu einer musikalischen Frage, die ebenso interessant ist und das Thema Wiedervereinigung und den 3. Oktober als Nationalfeiertag rudimentär anschneidet. 😉
Liebe Grüße,
Sandy
ups, die seite funktioniert nicht. hier ein neuer versuch:
(in den kommentaren)
http://bigtrends.blog.de/2009/01/22/bigtrends-kultur-flatrate-blackberry-big-fm-mumbai-5421796/
Ich finde die Idee gut und würde ziemlich sicher für solch ein Projekt werben…
Ich bin interessiert. Und ich wüsste zumindest, dass ich selbst mehrere Geschichten beitragen kann.
Auch ich kann die ein oder andere Geschichte beitragen.
Immerhin war meine Liebe 7 Jahre lang in Sachsen-Anhalt gebunden. Und das als NRWler 😉
Da hatte ich auch viel mit Vorurteilen zu kämpfen, wenns auch mehr „nekischer“ Natur warn. Das heist nur kleine Stichelein zwischen uns zweien. Leider wars dann unter den Leuten die man kennen gelernt hat, oder den man von dieser Liebe erzählt hat oft mehr als ersnt gemeint wenn Vorurteile aufgezählt wurden.
Ich kann jedenfalls für mich sagen, das ich viel über Menschen gelernt habe. 7 Jahre Pendeln zwischen Gelsenkirchen und Magdeburg prägt halt doch das Menschenbild. =)