Vor zwei Jahren bekam mein Vater die Diagnose Krebs. Nicht operabel und im Endstadium.
Er würde sterben, binnen Jahresfrist – so die Ärzte. Heute geht es ihm gut. Der Krebs geht nicht spurlos an ihm vorbei, aber er beweißt, dass Ärzte sich irren. Und ich glaube, das nur aus liebgewonnener Sturheit.
Seit dieser Diagnose allerdings male ich mir aus, wie dieser eine Anruf sein wird. Dieser eine, mit den entscheidenden Worten. Mit dem Wort “tot” im Satz.
Seit heute weiß ich es.
Ich weiß, wie der Anruf klingen wird.
Und ich weiß, was ich sagen werde. .. Nichts ..
Ich weiß, das ich nicht darauf vorbereitet sein werde.
Trotz allem. Ich werde ebenso wenig darauf vorbereitet sein, wie auf den Anruf, den ich heute bekam.
Ich habe drei Kinder. Drei wunderbare, lebensfrohe kleine Zwerge, die ihren Weg durchs Leben gehen sollen. Ich weiß, das ich nicht auf jede Entscheidung, auf jeden Schicksalsschlag und jedes Ereignis vorbereitet bin. Niemand ist das. Aber um eines bete ich regelmäßig – egoistisch oder nicht: Ich will nicht erleben, wie meine Kinder sterben.
Heute Mittag ist meine ältere (Halb-)Schwester Ellen gestorben.
Sie war eine Kämpferin, überstand eine eigene Krebserkrankung, überwand den Tod ihres Ehemanns vor Jahren (dem sie bis zum Schluss treu blieb). Sie war lebenslustig, ehrlich, direkt, liebevoll, .. eine der wunderbarsten und herzigsten Menschen die ich kennenlernen durfte. Eine der am wenigsten distanzierten. Wie mein Vater einer der Menschen, die sich von nichts und niemandem unterbekommen haben lassen.
Am Ende bekommt uns aber wohl alle ein ganz bestimmter “jemand” unter.
Danke, Ellen. Du warst ein wunderbarer Mensch!
Ich werde Dich vermissen.
Liebe Ellen,
du warst mir Freundin, Schwester und Vertraute. Du warst mir großes Vorbild, wenn es um Liebe ging. Kein Mensch war je so ehrlich. Kein Mensch war je so direkt wie du. Du hast mit uns gelacht und du hast laut „Scheisse“ gesagt, wenn wir es alle nur gedacht haben. Du hast mit uns geweint und dich für uns gefreut.
Du bist der offenste Mensch gewesen, den ich gekannt habe. Ich liebe dich wie eine Schwester, Schwägerin und Freundin.
Deine Liebe zu deinem Mann, haben mir gezeigt wie Liebe eigentlich sein sollte. Selbst nach seinem Tod, war er doch ständig durch dich mit anwesend. Ich habe ihn nie kennenlernen dürfen (oder erinnere mich nicht mehr daran), aber durch dich habe ich ihn kennengelernt.
Du hast alle Hürden in deinem Leben gemeisterst und jetzt zum Schluss entweicht mir nur ein großes, lautes, wütendes „Scheisse“, weil du von uns gegangen bist ohne das wir vorbereitet waren.
Ich hoffe darauf, dass du jetzt die Zeit mit deinem Mann im Jenseits geniesst. Hier unten fehlst du uns schon jetzt.
Du wirst mir fehlen mit deinen bunten Haaren, deinem lauten Lachen und deinen anzüglichen Bemerkungen. Du wirst mir fehlen mit deinen Augen, die alles sahen, egal ob Freude oder Leid. Du wirst mir als Tante für meine Kinder fehlen und als Freundin. Du hinterlässt eine Lücke in unserer Familie die niemand zu schliessen vermag, weil du einzigartig bist.
Leb wohl.
Lieber Thomas, liebe Alexandra,
danke, dass ich an einem so intimen Stück Eures Lebens wie der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen teilhaben durfte!
Eure bewegten und bewegenden Worte haben mir (wieder) verdeutlicht, wie filigran und flüchtig, und damit wie wunderbar und wertvoll das Leben ist.
Ich wünsche Euch die Kraft, diese schweren Stunden zu überstehen und für die Zukunft die Kraft, dass die Erinnerung an Ellen nie verblassen möge. Denn etwas Wahres ist daran, dass ein Mensch erst endgültig stirbt, wenn wir ihn vergessen.
Für Ellen auf ihrer weiteren Reise alles Gute!
Das tut mir echt leid, mein Mitgefühl. So etwas tut sehr weh.
Mein Beileid zum Verlust eines so wichtigen Menschen für euch.
Ich kam gerade frohen Mutes über ami-blog.de hierher und treffe nichts ahnend als erstes auf diesen so persönlichen Beitrag. Durch den Beitrag und Alexandras Kommentar merkt man sofort, was für ein einzigartiger Mensch Ellen gewesen sein muss.
Der Beitrag veranlasst mich, innezuhalten und mal kurz alles um mich herum zu vergessen.
Meine Gefühle sind bei Euch.
Abschied ist schon schwer.
Ich weiss nicht was ich sagen soll, ausser, dass mich Dein Posting und Alexandras Kommentar gerade schwer gerührt haben. Das bereits vier Monate vergangen sind, habe ich erst jetzt grade gesehen, weil ich einige Minuten in Gedanken versunken war.
Danke fürs teilhaben lassen.