Vom Spielen.

Männer werden – und das ist nicht nur ein Vorurteil, sondern grausame Wahrheit – nie wirklich erwachsen. Wir sind auch mit 31 Jahren im Inneren noch Jungs. Oder wieso sollten wir sonst handwerkern, bauen, hämmern? Das sind Ersatzhandlungen. Wer von uns eher nicht der handwerkliche Typ ist, der schult um auf Nerd. Und wenn Programmiersprachen dann trotzdem ein Buch mit sieben Siegeln bleiben, dann besinnt man sich auf die Jungenszeit und überlegt, was man als harter Mann spielen könnte, ohne, dass es zu seltsame Blicke geben würde. Obwohl, die sind uns eigentlich herzlich egal, wenn wir spielen. Nur: Richtig überwinden, bäuchlings auf der Wiese zu liegen und mit unseren Matchbox zu spielen, können wir uns dann doch nicht. Also entscheiden wir uns für eine Firma, die es uns einfach macht: LEGO.
Oder nahm einer der werten Leser wirklich an, LEGO verkaufe diese 3.000 Teile umfassenden Modelle ernsthaft an pickelige Teenager? Natürlich nicht, my dear!

LEGO ist ein Phänomen. Die Firma begeistert Jungs immer – egal ob die nun 8 oder 48 sind. Wir können Stunden damit verbringen, diese kleinen Steinchen zusammen zu steckern und Ideen entstehen zu lassen. Toll.
Und seit Douglas Coupland in ‘Mikrosklaven’ seine Titelhelden ihr Büro mit LEGO hat verschönern lassen, müssen wir diese bunten Dinger nicht mal mehr verstecken. Sie sind hoffähig. Egal ob auf dem Schreibtisch, daheim auf dem Sofa oder unterm Weihnachtsbaum (ihr würdet mir nicht glauben, wenn ich euch erzählte, wie viele meiner Facebook-Kontakte 2011 LEGO-Bausession-Bilder nach Weihnachten gepostet haben!). LEGO ist für Jungs. Auch für uns. Und man muss heute nicht einmal mehr einen Sohn haben, damit es nicht auffällt.

Nein, wir dürfen spielen. Ganz offiziell. Blogs wie Brothers Brick machen vor, dass LEGO nicht für Kinderhände gedacht ist. Das war bisher immer nur eine Entschuldigung, aber eigentlich hatte man in Dänemark schon immer den erwachsenen Mann im Blick. Ganz bestimmt.

Und weil das mittlerweile eben salonfähig ist, wird man auch nicht mehr belächelt oder direkt in die Irrenanstalt geschickt, wenn man Bilder eines LEGO-Raumschiffs ins Internet stellt.
Gut. Nach all dem Vorgerede frage ich mich, ob das auch für Ryan McNaught gilt. Gilt das für jemanden, der sich 120.000 LEGO-Steinchen nimmt und daraus eine 5,76 Meter hohe Saturn V-Rakete baut?

Ja. Tut es. Passt.
Danke Ryan. Du hast nicht nur die Messlatte hochgelegt, sondern auch meine Argumentationskette gestärkt.
Wenn die Frau das nächste mal seltsam schaut, zeige ich ihr einfach diese Bilder hier und sage: “Sei froh, dass ich nicht sowas baue!”

(via io9)

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