Als ich die Phrase „Ich erinnere, dass …“ zum ersten mal gehört habe, kam sie aus dem Mund irgend eines bekannteren Menschens, der in der Talkrunde im öffentlich rechtlichen Fernsehen saß. Das ist eine Weile her. Ich hörte es, stutzte kurz und hörte weiter. Ein paar Wochen später begegnete mir dieses „Ich erinnere, dass er damals noch erzählt hat ..“ wieder. Wieder in einer Talkshow. Diesmal stutzte ich etwas länger. „Was soll das?“ „Ich erinnere, dass er …“? Wirklich?
Nun bin ich trotz meines Berufs nicht der Grammatik-Krösus, aber ich war mir recht sicher, dass das nicht die korrekte Formulierung war.
Oder unterlag ich in all den Jahren einer Fehlinformation? Erinnert man? Ich erinnerte mich immer.
Ich schnappte ich mir mein Notebook und stellte schnell fest: Ich irrte mich nicht.
Auch, wenn das „ich erinnere“ mittlerweile als „<umgangssprachlich, besonders norddeutsch auch mit Akkusativ-Objekt und ohne Reflexivpronomen>“ im Duden steht, so ist und bleibt „erinnern“ doch ein reflexives Verb – man erinnert sich an jemanden oder etwas. Ich erinnere mich, Du erinnerst Dich, wir erinnern uns. Ende. Aus. Schluss.
Danke.
Und wer mir nicht glaubt. Und dem Duden nicht. Und Batman nicht. Dann vielleicht ja dem deutschen Sprach-Erinnerer und -Mahner Bastian Sick. Der schrieb schon 2004 von dieser neudeutschen Unsitte des un-reflektierten Erinnerns. Das Phänomen scheint also gar älter, als ich dachte. Liegt das an meinem Fernsehkonsum? Ändert aber nichts an der Tatsache. Erinnern Sie sich das nächste mal, wenn Sie sich erinnern! 😉
Erinnern hat mit vergessen zu tun.
Wenn ich etwas vergessen habe, kann ich mich auch nicht daran erinnern.
Ich kann aber jemanden anderes an etwas erinnern, was dieser vergessen hat.
Ich kann also niemals mich erinnern, sondern nur andere erinnern. Insofern ist es eben gerade nicht reflexiv.
Übrigens kann man sich auch nicht kitzeln; es geht einfach nicht.
“klasse”, endlich mal ein lesens- und lobenswerter Kommentar zu dieser “klug-daherkommen-wollenden” Sprachsünde …
Genau so schlimm: man kommuniziert nicht miteinander, sondern etwas wird kommuniziert.