Oder: Warum die EU den Friedensnobelpreis in meinen Augen nicht verdient hat.
Heute Mittag gab das Komitee für den Nobelpreis bekannt, dass in diesem Jahr Europa den Friedensnobelpreis bekommt.
Ich habe mich darüber mit einem kurzen Text lustig gemacht. Folgend will ich kurz erklären, wieso ich mit der Auszeichnung meine Probleme habe.
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng geteilt,
alle Menschen werden Brüder,
wo Dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuss der ganzen Welt!
Die Ode an die Freude, den Frieden, den Menschen.
Europa macht ihn sich zu eigen – als Hymne.
Für mich ist Europa vor allem ein politisches Bündnis.
Kein ideales.
Und genau deswegen hadere ich mit dem Friedensnobelpreis, den „wir“ – wie alle jetzt ja so fein titeln – bekommen haben.
Die heutige Europäische Union basiert auf den Römischen Verträgen von 1957. Und die wurden aus vorrangig wirtschaftlichen Gründen von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden unterzeichnet. Sie bildeten die Grundlage für die EWG – Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.
Ja, bereits in diesen Verträgen wurde die „Wahrung von Frieden und Freiheit“ niedergeschrieben, um die man gemeinsam bemüht ist. Die Vision eines gemeinsamen großen, völkerrechtlichen Europas aber? Die spreche ich da eigentlich ein wenig ab.
Und auch heute sind wir in der Realität doch weit entfernt von einer völkerrechtlich getriebenen EU, oder?
Es geht vorrangig um Geld – Wirtschaft, Reisen, Waren, … Menschen stehen dabei doch eher nicht im Mittelpunkt.
Noch immer denkt man in viel zu nationalen Zügen – und genau das zeigt, dass es eine Vision nicht gibt.
Gerade jetzt zeigt sich das immer wieder deutlich.
Die Verleihung an die EU – auch noch zum jetzigen Zeitpunkt – ist ein Politikum.
Und deswegen ist es traurig.
Für mich ist der Friedensnobelpreis ein Preis, der eine Vision, einen selbstlosen Einsatz oder die Verwirklichung einer Idee unterstützen soll. Die EU hatte das menschlich gemeinschaftliche jedoch nie zum Eigennutz. Der Frieden in der EU ist ein Mittel, kein Selbstzweck.
Und genau das ist der Punkt, weshalb ich hadere.
Nicht, dass man mich falsch versteht.
Ich mag Europa. Ich mag die Freiheiten – Reisen, wirtschaften, … Und natürlich bin ich glücklich darüber, dass wir in Europa eine so lange Zeit ohne jeden Krieg ausgekommen sind und wir frei sind. Eine große Föderation, die versucht Kulturen und Menschen zu vereinen. ABER in meinen Augen sind die Gründe dafür nicht ehern – nicht einer Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis wert. Nicht, so lange man beispielsweise über den Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone nachdenkt. Nicht so lange die EU Staaten wie Spanien, Portugal, Griechenland oder Italien die protestierenden Massen von Menschen überlässt und froh ist, wenn man daheim sich nicht mit eben solchen Menschen „rumschlagen“ muss. Statt als „Europa“ aufzutreten, tritt man als Nation auf europäischer Ebene auf.
Was für mich ein Zeichen für die „Vision Europa“ wäre? Wenn wir ein Parlament hätten, eines mit Präsident. Wenn sich alle Staatschefs mal in einer öffentlichen Runde hinsetzen und Europa einen Abend lang erklären, was sie da eigentlich machen. Wenn die Nationen statt 27 einzelnen eine gemeinsame Armee hätten.
Europa.
Ich mag es. Wirklich.
Für eine Auszeichnung wie den Friedensnobelpreis aber halte ich es nicht für reif genug.
Aber vielleicht stilisiere ich den Preis einfach auch nur zu hoch. Dass Obama ihn 2009 bekommen hat, halte ich ja auch für grundlegend falsch.
In diesem Sinn sollte man den Preis vielmehr als einen Ansporn als eine Auszeichnung sehen. Um sich dem zu widmen, dem sich der Nobelpreis verpflichtet sieht. Und seinen Blick zu konzentrieren und seine Kräfte endlich mit Mut zu bündeln: Auf das Gemeinsam.