Mit „Writer Pro“ hat das Designstudio iA kurz vor Weihnachten eine neue Version seines beliebten iA Writer präsentiert. Ich nutze iA Writer unheimlich gern, weil er simple ist: kein überflüssiger Schnickschnack, einfache Markdown-Unterstützung, Fokussierung.
Writer Pro – für OSX und iOS – nun verspricht, dem „Plain“ vom iA Writer einen Workflow hinzuzufügen. So gibt es vier verschiedene Versionierungen für den eigenen Text: Note, Write, Edit und Read.
Im Grund handelt es sich dabei nur um jeweils andere Ansichten des Textes. Im Note-Modus soll man einfach mal alles notieren, was für den Text wichtig ist. Im Write-Modus geht es dann um das konzentrierte Schreiben. In Edit um das – richtig – editieren und Feintuning. Und mit Read legt man den Text quasi als „fertig“ ab.
Der so aufgezwungene Workflow mag nicht Jedem gefallen, mir aber passt er genau ins Gemüt, denn so entstehen meine Texte in der Regel: ich habe Dinge, die ich notiere, dann schreibe ich runter und anschließend editiere ich. Insofern passt diese Arbeitsweise perfekt für mich.
Was mir nicht passt, an Writer Pro ist, dass sich die unterschiedlichen Modi im Grunde nur durch verschieden Schriftarten unterscheiden. Eine sichtbare Versionierung gibt es zu keinem Zeitpunkt, auch passiert bei einem „Umschalten“ der Modi nicht viel mehr, als das die Schrift geändert wird. Man legt die Texte faktisch nur an einem anderen Ort ab – Writer Pro hat in der iCloud vier verschiedene Ordner, in denen es die Texte automatisch organisiert und selbständig je nach Status hin- und her-schiebt. Damit sorgt vorrangig für ein wenig mehr Übersichtlichkeit.
Stark ist ein eigentlich kleines Hilfmittel von Writer Pro: die Syntaxerkennung. Die läuft auch auf Deutsch perfekt und zeigt Verben, Adjektive etc. an – man sieht so mit einem Blick, ob man insbesondere Adjektive wohl ein wenig zu wohlwollend eingesetzt hat und kann entsprechend eingreifen.
Ein wenig sauer stößt mir auf, dass Writer Pro keine direkte Übernahme der iA Writer Texte vorsieht – zumindest in den OSX-Versionen nicht. Die iOS Version von iA Writer immerhin bietet in den Sync-Einstellungen an, Texte von iA Writer in Writer Pro zu exportieren. In der Desktop-Variante fehlt diese Möglichkeit. Hier kann man einmal in iA Writer erstellte Texte nur per Copy & Paste übernehmen, nicht aber über die iCloud.
Und dabei wäre die vollständige, eigentlich sogar automatisierte Übernahme, durchaus wünschenswert. Denn beim Preis schlägt iA eindeutig über die Stränge. Die Mac-Version kostet bereit 18 Euro. Für die iPad-Version wollen die Schweizer dann noch einmal die gleiche Summe. Ich zahle gern für Apps, und sicherlich ist es immer auch eine Frage, wer womit Geld verdient. Aber iA Writer – zum Vergleich – kostet für den Mac 10 Euro, für das iPad 5 Euro. Für die – vermeintliche – Pro-Variante hätten da auch 8 bis 10 Euro gelangt …
Insgesamt ist Writer Pro eine vernünftige Weiterentwicklung von iA Writer. Den mehr oder weniger aufgezwungenen Workflow muss man mögen – mir kommt er entgegen. Dafür allerdings sollte er auch konsequenter visualisiert werden, wobei es natürlich eine Herausforderung ist, dies in einem so simplen Umfeld wie iA Writer zu realisieren. Die automatisierte Organisation in iCloud-Ordnern ist gut und kommt der Übersichtlichkeit zu Gute. Die Markdown-Unterstützung ist wie schon in iA Writer auf das nötigste reduziert – wer Fußnoten oder das automatische Einfügen unterstützt sehen will, ist hier falsch. Selbst in der finalen Read-Ansicht wird die Syntax des Markdown angezeigt, und nicht die gerenderte Version. Das ist möglicherweise gewöhnungsbedürftig, mir reicht es.
Writer Pro ist eher für lange Texte geeignet. So schreibe ich darin beispielsweise Reviews (wie diesen, oder auch zu Fahrzeugen für autokarma). Zum schnellen Bloggen nutze ich eher Mou. Der Editor vereint, wie das viel gelobte Backend-Ansicht von Ghost die Markdown- und Final-Ansicht ‚Side-by-Side‘, was insbesondere bei linklastigen, kurzen Texten ein Vorteil ist. Zudem kann Mou die Markdown-Syntax automatisch einfügen: man markiert Text, drückt bspw * und Mou fügt das Sternchen vor und hinter der Markierung ein – eine Funktion, die ich in iA Writer mitunter schmerzlich vermisse, welche iA aber auch in Writer Pro nicht zu implementieren geschafft hat.
Lohnt sich nun der Umstieg von iA Writer zu Writer Pro?
Meiner Meinung nach noch nicht wirklich. Wer mit iA Writer glücklich ist, kann damit weiter arbeiten. Die Vorteile des neuen Programms sind neben der Wort-Prüfung die Anzeige der Wort- und Zeichen-Anzahl sowie die selbständige Organisation der Versionen durch Writer Pro. Dafür gibt es aber eben auch Nachteile, die man nicht geschafft hat von iA Writer zu beseitigen bzw. die zu inkonsequent implementiert wurden – Stichwort Versionierung und die vielleicht zu einfache Markdown-Integration. Wie schon iA Writer verfügt der Editor über keinerlei einstellbare Optionen. Wem die neuen Schriftarten also nicht zusagen, der hat einfach Pech.
Ob die insgesamt 36 Euro für das Upgrade auf Mac und iPad gerechtfertigt sind – in meinen Augen schlägt iA hier etwas zu dramatisch zu.
Danke, wieder Geld gespart. Die Syntaxerkennung hätte ich gern im normalen iA Writer, den ich sehr schätze (und der übrigens ebenfalls über eine Wort- und Zeichenanzahlanzeige verfügt). Aber der aufgezwungene Workflow ist nicht meiner und stünde der Leichtigkeit und meinem eigentlichen Einsatzzweck des Tools diametral entgegen.
Hallo Kiki,
korrekt die Wortzahl-Anzeige hat auch der iA Writer (mittlerweile), die vom Writer Pro ist etwas präsenter …
Ich denke, die Syntax-Anzeige ist das absolute „Pro“ des „Writer Pro“ – ob sie den Preis jedoch rechtfertigt, ist eine andere Geschichte.