Ich bin ja alt. Also, so „netztechnisch“ gesehen (real fühle ich mich mit 34 Jahren noch nicht alt).
Seit Ende 2000 blogge ich nun, habe das aufstreben des Social Webs hautnah erlebt und an mancher Ecke auch mal mit gestaltet. Habe Communitys gegründet, gepflegt, beerdigt. Durchaus erfolgreiche Blogs betrieben, mit vielen Menschen geredet, über vieles geredet. Mein Facebook-Account ist vom August 2007, mein Twitter-Account vom März 2007, mein YouTube-Account vom März 2006 und mein Blog ist annähernd 15 Jahre alt …
Wenn ich mit meinen Kindern am Tisch sitze und ihnen davon erzähle, wie das Internet noch vor 10 Jahren aussah, dann komme ich mir vor wie im Stück „Opa erzählt vom Krieg“. Allein schon, dass es mal ein Leben ohne Handy gab ist für die Kinder und Teens heute nicht mehr vorstellbar. Ebenso wenig, wie die Tatsache, weshalb wir mal stolz darauf waren, wenn wir 228×352 Pixel große Bilder „mobloggend“ ins Netz geprügelt bekommen haben. Das alles ist nicht mehr vermittelbar. Selbst wir Netzbewohner unterteilen doch mittlerweile „das Netz vor Facebook“ und danach.
So ungefähr – wie ich im Gespräch mit meinen Kindern – muss sich Sascha Lobo vorgekommen sein, als er neulich mit einem der neuen YouTube-Stars zum Bier an der Theke von Marie Meimberg saß. Marie lädt sich regelmäßig Menschen an die Bar ein und spricht mit ihnen. Das Ganze ist ein wenig wie Hugo Egon Balders „Der Klügere kippt nach“ – und es hat viel Charme.
Sascha Lobo also saß da mit Kelly aka MissesVlog am Tresen und sprach. Eigentlich ging es um das „Berühmtsein in der Online-Welt“, aber es wurde dann doch eher so ein wenig „Clash der Generationen“. Und Sascha erinnerte mich an … mich! Ich bin seit mehr als 15 Jahren im Web, bin seit 10 Jahren selbständig und lebe vom, im und mit diesem Internet. Ich lebe – ähnlich wie Sascha und viele von euch – davon, immer „up to date“ zu sein – hart am Trend zu surfen, zu wissen wie die (Online-)Welt tickt. Und gleichzeitig geht es mir ein wenig wie dem Mann mit dem roten Irokesen im Video. Du sieht alles, du kannst die Mechaniken nachvollziehen – aber all das, was da beispielsweise rund um YouTube abgeht kannst du nur noch staunend folgen – und schüttelst den Kopf ob dieser Dynamik, während du in deiner Filter- und Unternehmensblase steckst und 100.000 Views oder 20.000 Follower feierst.
… mich treibt bei all dem immer die Frage der „Nachhaltigkeit“ um, aber das ist für den Moment ja eher nebensächlich.
Nun, jedenfalls … Falls ihr eine Stunde habt: Hört dem alten Mann und der neuen Generation mal zu. Ich fand es sehr spannend zu sehen – wir alten Blogger gegen die neuen YouTube-Stars. Die Runde im Video gibt einen schönen Einblick in beide Welten und zeigt, dass es eben nicht „ein“ Internet gibt, sondern viele kleine Welten darin.
Falls es euch übrigens interessiert: Ich schaue regelmäßig YouTube-Videos, sehr oft mit dem Geschwindigkeitsregler auf 1,5 und 2 gestellt. Anders ist mir das oftmals einfach zu langsam.
(In den letzten Minuten des Videos geht es um ein anderes wichtiges Thema: Trolle und „Hate“/Online-Mobbing … wichtiges Thema, mit dem ich als Community Manager jeden Tag zu tun habe. Zugeben muss ich dabei aber natürlich, dass man als agierende Marke natürlich eine wesentlich bessere „Sicherheitswand“ hat, als 100% der YouTube-Stars, die auf einer sehr persönlichen Ebene angegriffen werden und damit zurecht kommen müssen. Aber das ist ein Thema, dass den Beitrag und seine ursprüngliche Intention hier sprengt …)
Ein Kommentar