Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement hat das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Ladenschluss nach Angaben seiner Sprecherin „ausdrücklich begrüßt„. Die Entscheidung trage sowohl den Bedürfnissen des Handels, der Verbraucher als auch der Arbeitnehmer Rechnung.
Äh. Was hat der den gegessen? Und das ist unser Superminister? Ich zweifle in letzter Zeit zunehmend an der Kompetenz einiger hochrangiger Politiker!
Das an Sonn- und Feiertage verfassungsgemäß die Arbeit ruhen soll (endlich wurde mal klargestellt, dass wir verwöhnten Deutschen ein grundgesetzliches Recht auf unsere vielen Feiertage haben) spreche ich nicht ab; ganz im Gegenteil (ich freue mich ja auch auf die nächsten faulen Tage). Dass aber ein Gesetz, dass dem Einzelhandel nicht selbst überläßt, wann er aktiv ist, der Wirtschaft zugute kommt, das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Kann mir das ein VWLer mal erklären? Und das der Ladenschluss um 20:00 Uhr den Verbrauchern ebenfalls entgegenkommt beweist ja z.Bsp. der fluchende Arbeitnehmer der erst um 19 Uhr aus der Arbeit kommt. Oder die aktuelle Spiegel-Umfrage, in der (derzeit) 52% der über 5.000 Voter gern „Rund-Um-Die-Uhr-Geöffnete“-Läden sähen … (Da borg ich mir ein Smiley vom EM-Blog🙂
Das Gesetz schützt Dich davor, dass Du abends zu spät einkaufen gehst. Ist doch super 😉
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Oder das ich vollkommen übermüdet die falsche Kaufentscheidung fälle und statt Butter eigentlich Lätte wollte.
Nee, schon klar 😉
Das Gesetz schützt beispielsweise die kleineren Geschäfte gegenüber den Großkonzernen, die sich eine Erweiterung der Öffnungszeiten (bei gleich schlecht bleibendem Absatz) sicherlich allein schon wegen der eigenen Infrastruktur besser hinkriegen würden. Dies widerum sorgt für Vielfältigkeit, was widerum gut für die Wirtschaft ist.
Das Gesetzt schützt außerdem die Rechte und Chance der Arbeitnehmer (hauptsächlich -innen nebenbei), was durch Erhaltung ihrer Arbeitskraft auch mittelbar gut für die Wirtschaft ist.
Oh da fehlt etwas im letzten Absatz: Arbeitnehmer(innen) im Einzelhandel sollte es heissen.
Die „wir schützen die Kleinen“-Kampagne ist mir da durchaus als Faktor klar; aber das zieht als Argument gegenüber einem Ossi nicht mehr; der sieht wie die Innen-Städte sterben weil nach der Wende Ketten ihre Kästen hinsetzen durften :-p
Und der „Schutz der 70% Arbeitnehmerin“ ist bei 5 Millionen Arbeitslosen ebenfalls kein wirkliches Argument, oder?
BWL oder VWL studiert? 😉
Ladenschluss ist ein „Kaugummithema“, die sich gegenüberstehenden Meinungen sind einander nicht vermittelbar, und keiner bewegt sich, gewürzt wird die Sosse mit Populismus (z.B. seitens verdi), der Markt ist definitiv aus dem Spiel, denn liesse man Angebot und Nachfrage entscheiden, dann stellten wir schnell fest, ob Deutschland Ladenschlussgesetze braucht, oder nicht.
Jura.
Echt gezz? Reschpäkt 😉
> der sieht wie die Innen-Städte sterben weil nach der Wende Ketten ihre Kästen hinsetzen durften
Wo könnte man wohl die ganze Nacht besser einkaufen gehen? In der Innenstadt? Oder in be- und überwachten Einkaufstempeln auf dem flachen Lande?
Ist die Frage ernst? Innenstadt. Natürlich. Ich geh doch nicht nachts um 2 ins Kaufland …
Das Märchen, dass ein ersatzloses Streichen des Ladenschlussgesetzes den Großen nütze und den Kleinen schade, kann ich echt nicht mehr hören!
Das ist doch reine Ideologie. Im Gegenteil: Das jetzige Ladenschlussgesetz ist ein Kartellrecht zum Schutze der Großkonzerne, damit die kleinen und flexibleren Läden ihnen nicht die Kunden zu Tageszeiten wegnehmen, zu denen sie selbst der Gewerkschaften wegen (oder weil sie dafür keine Leute finden) nicht aufmachen können.
Schaut euch doch nur mal in Nordeuropa um: An vielen Orten haben *nur* die Kleinen rund um die Uhr (oder wann immer sie wollen) auf!