Gestern hat Microsoft die neue Xbox One vorgestellt. Trotz des Namens handelt es sich dabei um den Nachfolger des Millionen-Sellers Xbox 360. Während das Design der Neuen nicht wirklich was reißt, werden die Features der Xbox One in den Kreisen der Hardcore-Gamer heftig diskutiert. Denn die neue Konsole ist nicht mehr nur eine Gaming-Konsole. Ich würde gar wetten, dass man bei Microsoft die Bezeichnung „Gaming-Konsole“ gern grundsätzlich vermeiden würde. Statt dessen ist sie eine „Entertain-Station“. Damit begibt sich Microsoft auf die Spuren von Sonys Playstation. Aber das wäre zu kurz gesehen. Denn der Konzern aus Redmond kommt einer Entwicklung nach, die sich zunehmend abzeichnet.
Aus der Gaming-Konsole wird ein Unterhaltungssystem.
Die Xbox One ist – neben all ihren Gaming-Funktionen – eine Konsole des Entertainments. Ausgestattet mit einem Bluray-Laufwerk und zahlreichen TV-Funktionen wird sie damit einer Entwicklung gerecht. Denn Spieler bewegen sich weg von den reinen Gaming-Systemen. Gespielt wird zunehmend mit der Hardware, die da ist – allen voran Smartphones. Die Spiele auf iPhone und Android sind die Konsole der heutigen Generation.
Wenn sich Hardcore-Gamer nun darüber aufregen, dass die Neuerungen der Xbox One vor allem in diesem Bereich angesiedelt sind, verkennen sie die Wahrheit. Und sie verschätzen die wirtschaftliche Realität. Denn im Grunde verhält es sich wie beim Auto: Fans der großen V8- und V6-Motoren meckern über Downsizing. Sie verkennen aber, dass nur die Turbo-Vierzylinder ihre Sechs- und Achtzylinder noch am Leben halten. Ohne die Entertain-Funktionen gäbe es keine Xbox One. Denn der Markt der Hardcore-Gamer ist zwar attraktiv, aber gesamtwirtschaftlich doch noch klein. Also schafft man eine Konsole, die mit ihren Multimedia-Funktionen auch für Gelegenheitsspiele attraktiv erscheint.
In meinem Wohnzimmer steht eine der ersten Playstation 3, die es damals in Deutschland gab. Sie landete dort, noch bevor der offizielle Marktstart in Deutschland eingeläutet war. Insgesamt wird sie seit Anfang 2007 vielleicht 200 Spielstunden auf dem Buckel haben. Quasi nichts. Denn bis auf eine Runde Buzz! Junior Jungle Party und dem einem 14-Runden-Rennen des jeweils aktuellen Formel 1-Spiels ist sie kaum gelaufen. Dahingegen lief der Apple TV, der seit einem halben Jahr hier im Haushalt steht, schon wesentlich länger und mehr.
Und ich würde behaupten, ich bin einer dieser Käufer, die die Xbox One ins Auge fasst. Die Blaupause einer Entertainment-Konsole: Fernsehen, Bluray schauen, Videodienste (Netflix, das auch auf der Xbox 360 läuft, ist so bspw. für 33% des US-Amerikanischen Internet-Traffics verantwortlich!), gelegentlich mal ein Spiel – das ist die Xbox One.
Und für Hardcore-Gamer bietet sie sogar fette Grafik … Aber lebt eben damit, ihr seit nicht mehr Zielgruppe 😛