Erich Honecker fasziniert. Der Mann aus einfachen Verhältnissen steigt zum Vorsitzenden eines sozialistischen Staats auf. Der Mann mit Charme und durchaus guter Laune wird zur emotionslosen Marionette des Sowjetstaates. Der Mann mit Macht wird zur Witzfigur und zum Fragezeichen – wer war Erich Honecker, wie tickte er, was wusste und befahl er. Honecker als Faszinat. Dabei geht es in all den Dokumentationen und biografischen Annäherungen im Gegensatz zu – sagen wir, weil gern genommen, Hitler – nicht um die Erforschung des Bösen, als vielmehr dessen, wie die “Witzfigur”, die Honecker im Zeitgeist wurde, sich als Staatsoberhaupt machte.
Zum 100sten Geburtstag widmete die WELT dem ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR einen neuen Rekord: Am 16. März 1987 druckte das Parteiorgan der SED insgesamt 43 Bilder von Honecker ab, die während eines Rundgangs auf der Leipziger Messe entstanden waren. Die WELT kompakt brach den Rekord am Freitag – mit 44 Bildern auf den Seiten 1 bis 3 übertrumpften sie die Marke. Für 24 Stunden. Denn heute, zum 100sten Geburtstag des 1994 verstorbenen Sozialisten, bringt die junge Welt einfach 100 Bilder unter. Ebenso wie die politische Erklärung Honecks vom Dezember 1993.
Zum 100sten soll ihm gratuliert werden. Mit aufarbeitenden Artikeln, Biografien, Wegbereiter- und -gefähren-Berichten. Und einem Tumblr-Blog: Erich Honecker looking at Things. Ganz im Stil des legendären Kim Jong Ill looking at things. In diesem Sinn (und politisch vollkommen neutral): Happy Birthday, Genosse Erich.