Ich gehe nicht gern in Aldi. Oder Lidl. Oder Penny.
Unabhängig davon, dass ich bisher nie aus diesen Läden gekommen bin, und alles hatte, was auf meiner Einkaufsliste stand weil Dinge einfach nicht erhältlich sind, fühle ich mich in diesen Discountern nicht wohl. Aldi könnte auch irgendwo die Einkaufsmöglichkeit zwischen U-Bahn-Gleisen sein: Gelbe Fließen, Neonlicht, nackte Paletten, schnoddrige Kassen. Und dann dieses “Abgefertigt werden”-Gefühl, weil man bei Aldi als Kunde nur gut ist, wenn man sich an die Taktzeiten hält – piep, piep, piep, acht-euro-fünfzig-nein-passend-bitte-nicht-dauert-zu-lange-wiedersehen-piep-piep-piep… . Ich mag das Flair nicht, ich mag das Abgefertigt werden nicht.
Ich bin ein Lebensmittel-Shopper der Tageslicht mag. Rewe, tegut oder die Leipziger Konsum-Läden liebe ich. Gute Auswahl, Tageslicht, Regale nur “menschenhoch” und eingeräumt statt hingefahren. Und an der Kasse hat man noch Zeit Kunden mal anzuschauen.
In genau die Kerbe schlägt jetzt der Westeuropa-Chef vom Food-Riesen Unilever.
Während er verkündet: “Die Armut kehrt nach Europa zurück”, und mit neuen Einstiegsmarken und kleineren, günstigen Packungen der anstehende (oder laufende) Wirtschaftskrise entgegentreten will, sagt er zum Ende des kleinen Artikels in der Financial Times Deutschland etwas sehr wahres: “In einigen Supermärkten in Europa aber denken Sie: Halb leere Regale, Kartons auf dem Boden, kein Verkäufer weit und breit – wie schrecklich ist das denn?” Präsentation wie Service müssten besser werden. “Warum können wir Lebensmittel nicht wie Apple-Geräte verkaufen?”
Nein, ich will jetzt nicht unbedingt Glaspaläste, in denen mir Verkäufer raten, welche Apfelsorte ich kaufen soll, weil ich bestimmte Turnschuhe trage und welches Hühnchen besser zu meinem Musikgeschmack passt. Aber ich will ein freundliches Einkaufserlebnis.
Ich habe zum Beispiel den Walmart geliebt. Ja, eher Niveau Kaufland und über den US-Walmart und sicherlich (bis zum Rückzug aus Deutschland) auch die deutsche Tochter müssen wir uns unter dem Aspekt Arbeitsbedingungen nicht unterhalten. Aber die Kassierer da waren immer freundlich, haben einen angeschaut – und das Zeug in Tüten gepackt. Im Gegenzug dazu wird man in manchen deutschen Supermärkten noch immer böse angeschaut, wenn man zwei Sekunden nach Zahlungsabschluss noch immer nicht wieder weg ist.
Wenn sich schon die Lebensmittel-Produzenten darüber beschweren, dass der deutsche Einzelhandel zuweilen Scheisse ist …
Ja, mir ist klar, in welchem extrem dummen Preiskampf Aldi und Co. stecken.
Aber mal ehrlich: Für mich muss Milch keine 45 Cent kosten. Ich weiß, dass der Preis weder dem Bauern noch der Kuh noch mir gut tut. Ich kauf die gern für mehr Geld, wenn am Ende Qualität und Einkaufserlebnis zusammen passen. Deswegen sind mir bei Aldi die Milchpreise zum Beispiel gänzlich egal.
Das mag vielleicht snobistisch sein, und damit kann ich prima leben. Ich will auch niemandem seinen Aldi oder Penny wegnehmen. Wieso sollte ich?
Ich aber hätte durchaus noch einen Brocken mehr Service gern. Darf ruhig auch einen Cent pro Artikel mehr kosten. Wenn ich mir dafür vorkomme, wie ein Kunde, um dessen Anwesenheit man froh und bemüht ist. Wenn ich dafür auch mal ein Lächeln bekomme. Und vielleicht sogar den Einkauf eingepackt. Das wäre was für Dich, Konsum Leipzig – vom Preis-Verhältnis bist Du schon dort 😉
* im Artikel beziehe ich mich bei “Aldi” übrigens auf Aldi Nord und gehe von der Hoffnung aus, das höhere Laden-Preise für bspw. Milch auch beim Bauern ankommen.