Ich bin seit 2001 Vater. Uns entsprechend setze ich mich aktuell im sechsten Jahr mit etwas auseinander, das für mich jedes Mal damit endet, dass ich von eben jener Veranstaltung mit geschwollener Stirn nach Hause komme. Weil ich so oft mit dieser auf den Tisch knalle.
Die Rede ist vom Elternabend. Jener Institution des empfundenen Bildungsbürgertums, in dem selbst die Mütter und Väter zum Vorzeigeüber-Erziehungsberechtigten werden, denen das eigene Kind sonst am Allerwertesten vorbei geht. Hier gilt es Stellung zu beziehen. Wie in einem Gefecht. Strategien sind gefragt – langfristige. Denn am Schuljahresende will man eben nicht nur auf die Erfolge des Kindes in Form hervorragender Noten verweisen können, sondern auch auf die eigenen.
Die Tatsache, dass ich seit einigen Jahren auf dem Dorf wohne, wo das Klatsch- und Tratsch-Level deutlich über dem städtischen bewegt, befeuert diese elterlichen Begehren gleich nochmals. Schließlich will niemand, dass über einen genau so gelästert wird, wie man dies eben über die anderen macht …
Nun bin ich der Geduldigere in der Familie und werde von der Frau zu diesen Abenden beordert. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt: zum einen ist es der mentalen Gesundheit meiner Frau zuträglich, zum anderen ist man als Vater zumindest hier in einer Sonderrolle. Vergisst man nämlich anschließend etwas, ist es halb so schlimm. Väter nämlich – darüber hatte ich ja vor einer Weile schon einmal geschrieben – dürfen Dinge vergessen, verwechseln oder sich einfach blöde anstellen. Wird ihnen nicht übel genommen, im Gegenteil. Zumindest im Osten regiert unter Erziehern eines gewissen Alters durchaus ein ehernes Rollenklischee.
Um die Elternabende etwas lustiger für mich zu gestalten lehne ich mich zumeist zurück und werde zum amüsierten Beobachter. Gelegentlich greife ich zum iPhone und fange an belustigt zu twittern. Leicht ist das übrigens nicht – über der Schule scheint man ein Handy-Empfangs-Störnetz installiert zu haben …
Für all jene Eltern, die also eben nicht twittern können, hat Nido auf seiner Facebook-Seite jetzt ein „Elternabend Bullshit Bingo“ mit den schönsten Phrasen und Eindrücken eines Elternabends zusammen gestellt. Werde ich mir fürs nächste mal ausdrucken. Richtig prima. Mag das jemand digital – vielleicht als App – umsetzen?! 😉
Man sollte nur aufpassen, dass man nicht plötzlich auffährt und laut „Bingo!“ in den Raum ruft … Wobei, vielleicht wäre genau das der Reiz.
KORREKTUR
Entgegen meiner Annahme stammt die Grafik nicht von Nido, sondern von Lorenz Meyer. Der hatte die Grafik heute Morgen gepostet. Ich habe bei Nido überhaupt nicht registriert, dass am Ende der Grafik gar ein Copyright-Vermerk ist … Bei Lorenz hat Nido allerdings wohl vor der Verwendung nicht mal gefragt; das finde ich durchaus dreist. Bei meiner Referenzierung war es nur „Nichtachtung“, schlimm genug. Hiermit nachgeholt – Danke Lorenz für den Spaß!
Tz ich möchte bitte darauf hinweisen, dass ich dafür in die Kita zum Elternabend gehe und sowohl im Kuratorium sitze, als auch die Elternvertretung der Gemeinde im Gesamtelternrad des Landkreises bin … 😉
Sehr schön geschrieben. Und ich kann bestätigen, dass es hier im ländlichen Westen nicht anders läuft. Vermutlich nirgendwo auf diesem Planeten.