„Wir haben den Verlagen vorgelebt, was online abgeht – was man online machen kann. Jetzt ist aber die Frage: Wie können wir uns mit dem Bloggen wieder einen Vorsprung erarbeiten. Damit wir wieder etwas haben, was die nicht haben?“
Sascha Pallenberg spricht in seiner „Weihnachtsansprache“ über den schwindelerregenden Kreislauf, aus dem News-Blogger wieder raus müssen. Und er spricht darüber, wie er mit einem der größten deutschen Blogs Mobile Geeks aus dem Wettstreit um die aktuellsten Nachrichten 2015 wieder raus will.
Sascha spricht ein Thema an, dessen Entwicklung ich von Sekunde 0 in Deutschland mit erlebt und auch gestaltet habe. Und über das ich mir mit dem nun anrückenden Ende 2014 ebenso wie er Gedanken mache. Nicht nur, weil ich mir Gedanken um mein Blog autokarma.de mache. Sondern auch, weil wir mit meiner kleinen Agentur medienrauschen nach wie vor viele Kunden-Weblogs betreuen.
Ich blogge seit Ende 2000 und habe es Ende 2005 zu meinem Beruf gemacht. Mein Fokus hat sich beruflich in den letzten Jahren etwas mehr hin zum Thema Social Media Management verschoben. So ist „das Bloggen“ heute nicht mehr mein Haupt-Umsatzbringer, aber noch immer ein wichtiger Bestandteil meines Schaffens. Privat wie beruflich. „Ich liebe Bloggen“ galt für mich 2001 – und es gilt für mich noch heute.
Es gibt viele Etappen auf die ich blicken kann, und dies durchaus auch mit Stolz tue. Zum Beispiel auf das „GC Blog“ – welches ich gemeinsam mit meinem Kollegen Daniel Große im August 2006 zur Games Convention startete. Damals wurden wir selbst von Online-Portalen noch seltsam angeschaut, wenn wir die Pressekonferenzen der großen Publisher live mitbloggten. Heute gehört es zum guten Ton von Spiegel Online und Co. Live-Ticker selbst zum Tatort laufen zu haben.
Wir Blogger haben vorgelebt, dass man News nicht mehr erst drei Tage später veröffentlichen kann, insbesondere von Events.
Auf der anderen Seite hat uns das auch in einen Kreislauf gebracht, den wir jetzt vielleicht wieder durchbrechen müssen. Sascha spricht das in seinem Video auch deutlich an: Wir müssen raus aus der Newsjagd.
Bloggen, das kann man auch einmal deutlich sagen, ist 2014 in Deutschland so erfolgreich wie nie zuvor.
Es ist vielleicht nicht in Netzwerken organisiert, wie Johnny Haeusler, ich oder ein paar andere noch 2006 dachten. Aber dafür in all seinen bunten Facetten auf vielfältige Weise. Und hier wie da auch in losen oder festen Netzwerken. Bloggen ist stark, bunt und facettenreich – und so präsent wie selten zuvor. Wenig ist vom Pessimismus von Anfang 2012 geblieben. Das finde ich wunderbar!
Vielleicht ist genau das auch der richtige Zeitpunkt, sich neu zu definieren.
Sascha tut es. Jens auch. Und ich nehme das alles zum Anlass auch etwas stärker über meinen Ansatz des Bloggens nachzudenken.
Und ich stelle mir tatsächlich seit einigen Wochen die Frage: Was ist, das Bloggen 2015 zu etwas Besonderem macht?
Ich denke, wir Auto-, Tech- und News-Blogger können da vor allem von den Kollegen aus dem Reise- und Food-Bereich viel „abschauen“. Es macht mir zum Beispiel unheimlich Spaß, all die persönlichen kleinen Geschichten zu lesen und Welten zu entdecken, die da täglich in deutschsprachige Reiseblogs spülen.
Ich für meinen Teil werde 2015 einfach versuchen, mich noch ein Stück weiter zu öffnen, euch wieder etwas mehr am „hier und jetzt“, an meinen persönlichen Eindrücken, teilhaben zu lassen. Und Geschichten zu erzählen, Meinungen zu schreiben.
Als ich am 05. Januar 2001 den ersten Beitrag in dieses kleine Blog schrieb (der erste in der MySQL Datenbank noch vorhandene Beitrag ist übrigens der „1. Geburtstags“-Eintrag), da wollte ich einfach meinen Kopf leer bekommen. Geschichten erzählen. Irgendwann verlor sich das ein wenig.
Und jetzt? Ist es vor allem bei Marketing-Menschen in aller Munde. Storytelling. Content Marketing.
Ich glaube, für Blogger wird 2015 ein spannendes Jahr – eine Entwicklung, die sich aus 2014 weiter fortsetzt. Wir sind erfolgreich, bei Firmen wie Medien begehrt. Aber genau deshalb – weil es aktuell „so gut“ läuft – ist der Zeitpunkt da, sich Gedanken zu machen. Wir sollten aufpassen, dass uns Bloggern nicht unser Alleinstellungsmerkmal von PR-Agenturen und Online-Verlagen genommen wird. Wir sollten mit Meinungen und persönlichen Freiheiten wieder zeigen, was uns ausmacht. Mit Persönlichkeit.
Das ist mein Plan für 2015. Mich zeigen und wieder mehr „Lust an der eigenen Meinung“ bekommen. Wieder den Mut haben, auch wenn man dann und wann falsch liegen könnte. Denn das gehört zum Menschsein dazu. Ab 2003 war für einige Jahre folgende Beschreibung im (längst vergessenen) DMOZ über dieses kleine Blog zu lesen: „Weblog mit selektiver Wahrnehmung täglicher Ereignisse. Mal interessant, mal unzurechnungsfähig.“ – Zeit im neuen Jahr da wieder hin zu kommen 😉
P.S. (30.12.2014) Spannend auch dazu die Gedanken von Stefan Grund – er fragt sich ebenfalls, wo es hin gehen könnte und fordert mehr Experimente und wieder mehr „Eigenheiten“. Stefan sieht Blogs als „Middling„-Dinger, für alles das „zu lang für Twitter und zu kurz für Medium“ ist.
Bild: Dennis Skley, flickr CC Lizenz
Ach ich freue mich Thomas… je mehr zu dieser Einsicht gelangen, um so eher kann man in aller Breite Einfluss auf diese Content-Landschaft haben.
Das mit den Reisebloggern kann ich uebrigens nur unterschreiben und genau deshalb habe ich mir mit Yvonne Zagermann auch eine der besten ihres Fachs mit an Bord geholt. Von ihr habe ich so viel lernen koennen und werde das sicherlich auch weiterhin noch tun.
Ich freue mich auf 2015 als wuerde ich gerade mein erstes Blog starten wollen 😉