Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig. […] Vor Klugheit und Wissen kommt Toleranz und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert.
Charlie Chaplin sprach diese Worte am Ende seines wohl wichtigsten Films – „Der große Diktator“.
1940 war das.
Chaplin war nur ein Filmemacher. Nur. Aber er sprach vor 75 Jahren angesichts der Ausländerfeindlichkeit und ersten Kriegshandlungen in Deutschland genau diese Worte – mit Blick auf etwas, dass ihn mehr besorgte als alles andere. Der Zweite Weltkrieg liegt 70 Jahre zurück. Angezettelt von Parolen, die nur um eines reichten: Das Vermehren des eigenen Wohlstands. Deutschlands Machtstreben um mehr Land und Wohlstand; gebaut auf Hass.
70 Jahre, in denen wir vergessen haben.
Zwei Generationen, die nie gefühlt haben wie es ist, Nichts zu haben – Krieg zu erleben, Hunger zu leiden.
Zwei Generationen denen es – in Ost- wie Westdeutschland -, gemessen an den Zuständen von 1945, hervorragend ging.
Zwei Generationen, die vergessen haben, wie Großeltern aus Schlesien, Böhmen, Mähren und anderen Teilen Europas vertrieben wurden – Flüchtlinge waren. Flüchtlinge, wie jene Menschen, die 1989 im Angesicht einer untergehenden DDR über Ungarn und Österreich flohen.
Die Flüchtlinge aus Schlesien oder der DDR waren damals nicht überall Willkommen.
Gerade das aber sollte uns gelehrt haben, dass wir unser Herz öffnen sollten. Dass nicht Hass oder Angst unser Urteil bestimmen sollten.
„Asylkritiker“ nennen sich jene aktuell, die rechte Parolen auf die Straße schreien. Die Angst davor haben, Wohlstand zu teilen.
Dabei können wir gerade den nur halten, wenn wir lernen, zu teilen. Denn Fakt ist: Die Deutsche Bevölkerung schrumpft und altert trotz Zuwanderung. Das Schrumpfen und Überaltern jedoch ist der Bruch des Rückgrats einer Wohlstandsgesellschaft; ohne Arbeiter kein Wohlstand.
Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert.
Flüchtlinge aus Afrika, Syrien oder selbst auch Griechenland, wenn wir es soweit brechen wollen, – kurz: Menschen die vor Gewalt oder Hunger fliehen – haben jedes Recht darauf unterstützt zu werden.
Schuld an der Eskalation ist übrigens nicht allein die unfähige Flüchtlingspolitik in Deutschland, sondern auch unser Bundespräsident und Bundeskanzlerin in Person. Statt mit Vehemenz gegen Rechts Zeichen zu setzen, lässt man die CSU weiter hetzen.
Ja, für die aktuelle Eskalation rechter Gewalt sind Politiker und Journalisten mitverantwortlich. Sie haben Ressentiments gegen Flüchtlinge allzu oft befeuert. Dabei ist es an der Zeit, die rechte Hetze und die Übergriffe endlich als das zu bezeichnen, was sie sind: „die Geburt eines neuen Terrorismus„.
Michael Richter, Stadtrat von Freital, befürchtet bei der aktuellen Entwicklung Zustände wie die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen von 1992 und Hoyerswerda 1991.
Aber nein, Herr Richter, es ist nicht zu befürchten; wir sind schon mittendrin! Und es scheint vielen zu gefallen.